Mittwoch, 3. Juli 2013

Paranoia

An manchen Tagen ist das Leben ein noch viel schlimmerer Alptraum als sonst. Kommen dann noch körperliche Erschöpfungsanzeichen hinzu, droht ein Komplettschaden. Ich bin noch ganz wirr. Der Regen fällt ununterbrochen. Die Diplomarbeit von S. macht mich fertig. Oft frage ich mich warum die Menschen glauben ich könne ihnen die Absolution erteilen. Als wären meine Antworten allgemeingültig. Wieso denken sie nicht mal selbständig? Ich bin doch keine Denkmaschine. Wenn er es nicht schafft, diese Arbeit in 3 Wochen abzugeben, gebe ich mir die Schuld dafür, auch wenn ich erwachsen genug bin zu wissen, dass es nicht in meinen Verantwortungsbereich fällt. 

Wenn ich gegen Mitternacht nach Hause komme, nach einem anstrengenden Tag in der Uni-Bibliothek, gibt es oft nichts zu essen. Dann koche ich mir zwei Eier, weil die den Magen glücklich stimmen. Ungefähr 15 Jahre meines Lebens hatte ich eine Eiphobie, hauptsächlich aufgrund des Geruchs. Aber seit kurzem beruhigt mich das Löffeln in weichem Eigelb ungemein. Salz würzt den verendeten Gaumen. 
Ich will nicht ständig in fremden Betten schlafen, aber mein eigenes, das hier mitten im Wohnzimmer steht, welches wiederum keine Tür hat, ist mir genauso fremd. Wenn ich Klavier spiele fällt plötzlich anderen Menschen ein, sie könnten ja auch ihre Instrumente auspacken und im selben Moment üben oder sogar den Fernseher ganz laut schalten. Von uns ist nichts mehr geblieben als eine nackte Horde ruppiger Wölfe. Mein Kampf gegen die Unmenschlichkeit und für die Veränderung, den ich seit einigen Jahren führe, hat inoffiziell bereits lange in der Kapitulation geendet. Alles was bleibt ist Gehässigkeit und Frustration.
In der Nacht wache ich meist gegen 3-4 Uhr auf. Ab 6 Uhr morgens wache ich wieder einige Male auf, unabhängig wie spät ich erst einschlafen konnte, weil niemand Rücksicht nimmt, weder spät nachts, noch früh morgens. Es gibt viel schlimmeres. Aber es ist furchtbar zermürbend. Als würde Knochen auf Knochen reiben. Manchmal wenn ich nach hause komme - ich versuche so spät es geht zurückzukehren- muss man noch erst eine spannende Sendung im Fernsehen zu Ende gucken, das ist doch wohl klar, bevor ich schlafen darf.  Fernsehen...die Welt ist durch Dinge wie Fernsehen erkaltet und kaputt gegangen.
Wieso muss ich in diesem Jahrhundert leben? Früher fehlte meist das Bewusstsein darüber, das Härte und Leid nicht sein muss. Man ertrug es einfach als gegeben.

Zu meinem Seelenfrieden trägt auch nicht gerade dazu bei, dass zwischen mir und ihm keine richtige Kommunikation aufkommen will. Und das ist ganz allein seine Schuld. Ich ertrage das langsam nicht mehr, war nie ein besonders geduldiger Mensch. Wenn er mich so gern hat - hat er? - dann sollte er doch den Wunsch verspüren mehr mit mir in Kontakt zu treten. Manchmal frage ich mich ob er schizophrene Züge hat. Manchmal frage ich mich ob ich langsam schizophren werde. Denn als ich letztens darüber nachdachte, wie die Menschen in meiner Familie krank geworden sind, war es stets eine längere Periode quälender Schmerzen und Verbitterung, welche zum Ausbruch dieser Krankheit führten. Diese Familie ist Gift. Süßes Gift, dem man immer wieder vertrauen möchte, weil man den Versprechungen glaubt, die auf dem Etikett geschrieben stehen.

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