Samstag, 30. Juni 2012

Wo ist der Alkohol

Keine Lust mehr. Voll Vorfreude auf die Abwechslung, mal wieder nach hause zu fahren, bin ich heute  trotz Bauchweh losgedüst, nachdem ich noch ganz viel Musik auf die Festplatte gelegt habe für meine kleine Schwester. Nur 10 min ging das alles gut. Ich setze mich an den PC mit ihr, lasse sie in Songs reinhören und dann ruft meine Mutter aus der Küche, meine Schwester solle den Tisch decken. Ich fragte ob das nicht jemand anderes machen kann, z. B. mein Vater, der ja in der Küche saß. Daraufhin rastete er mal wieder aus: ,,Bald bin ich tot dann gibts mich nicht mehr...die denken wohl nur weil ich immer zu hause bin (er ist Frührentner) hab ich nichts zu tun...". Wie ich diese scheiße hasse, wie ich sie HASSE. Bevor ich in den Keller lief um still zu weinen, schrie ich zurück: ,,Ich bin grade mal 5 min hier und wollte nur mal was mit meiner Schwester ansehen...". Er ging dann schlafen, wie immer wenn er seine "Phasen" hat. Im Endeffekt aßen meine Oma und meine Mutter allein. Danach hab ich die günstigste Gelegenheit abgewartet abzuhauen. Ich brauche diesen Irrsinn nicht. Ich möchte weit weit weg. STIRB DOCH ENDLICH statt nur davon zu reden. Entweder du gehst oder ich. Und ich werde gehen, weit weit weg. Diese ganze Familie ist zerstörerisch. Und niemand ist da um mich zu trösten. Ich habe mir diesen Tag einfach ganz anders vorgestellt. Familienbesuche sind wie russisches Roulette. Genau dann wenn du es am wenigsten erwartest kommt der Tornado und nimmt dir die Luft. 
Es ist mir mittlerweile egal das mein Vater ja so arm dran ist, das seine Vergangenheit ihn jagt und das er ja nichts dafür kann das er krank ist...bla. Mir gehts auch nicht gut und trotzdem verbringe ich nicht meine Zeit damit andere Menschen kaputt zu machen. Der Höhepunkt war als er vor kurzem für 4 Wochen im Krankenhaus war und ich meine ganze Zeit dafür geopftert hab ihm alles recht zu machen. Alles was diesem Arschloch einfällt ist meine Mutter einem Psychokrieg auszusetzen, obwohl sie zu der Zeit ihre Abschlussprüfung hatte und Vollzeit gearbeitet hat und nebenbei jeden Tag im Krankenhaus war. Zur Krönung fiel er in einen tiefen See voll Selbstmitleid und rief meine ältere Schwester an um ihr zu erzählen das er angeblich ne Menge Schlaftabletten eingeworfen hat und nicht mehr leben will. 
Ein paar Tage später ist plötzlich alles wieder gut und er macht weiter. Die wenigen guten Zeiten die es gibt, auf die verzichte ich gerne. Meine Stahlmauer hat 25 Jahre gebraucht um zu stehen und sie kann nicht jedes halbe jahr für eine Woche abgebaut werden um sofort wieder zu stehen. 

Aber in ein paar Tagen muss ich wieder so tun als wär nie was gewesen. Ich muss hier weg und ich bete für einen Arbeitsplatz am Ende der Welt.

Freitag, 29. Juni 2012

ES MUSS SICH EINE MENGE ÄNDERN

Vor kurzem war ich auf der Lesung der aserbaidschanischen Schriftstellerin Olga Grjasnowa, bei der sie aus ihrem Debütroman "Der Russe ist einer der Birken liebt" vortrug. Ich bin kein großer Fan von Lesungen, vor allem nicht wenn ich das Buch vorher nicht gelesen habe. Es hat mich dennoch gereizt hinzugehen aus folgenden Gründen:
Die Autorin hat am Literaturinstitut in Leipzig studiert und damit das getan, wovon ich immer insgeheim geträumt habe. Sie ist ungefähr in meinem Alter und ihr Schreibstil ist nicht wie meiner, aber ähnlich hart. Zudem bin ich selbst zu geschätzten 80% aserbaidschanisch, spreche jedoch kein Wort dieser Sprache. 
Ich habe also in ihr das gesehen was ich hätte werden können, hätte ich ausreichend Mumm, die nötige Disziplin, eine gute Portion familiären Rückhalt und eventuell auch Geld aufbringen können. 
Leider hat mir ihr Buch nicht so ganz gefallen. Es ist gut aber trifft nicht meinen Geschmack. 
Was ich mich gefragt habe ist warum jemand der mit 11 nach Deutschland gekommen ist nicht akzentfrei deutsch spricht. In der Schule haben wir gelernt, dass es eine Akzent-Altersgrenze gibt, die ungefähr bei 18 Jahren liegt. Kommt man nach Überschreitung dieser Grenze in ein fremdsprachiges Land, wird man zu größter Wahrscheinlichkeit den Heimatakzent behalten. Manchmal redet der Neid aus mir. Sie sieht gut aus, bekommt eine Menge Anerkennung und in meiner Vorstellung kann sie tun und lassen was sie will.
Das ist auch meine größte Schwäche: ich bin schrecklich neidisch, besonders dann, wenn ich nicht mal annähernd das bekomme was ich mir wünsche. Ich hasse diesen Makel. 

Was ich eigentlich sagen wollte: Ich plane ein Comeback in Sachen Schriftstellerei. Es gibt Ziele die ich vor meinem Ableben abstecken werde. Und mittlerweile handelt es sich um ein Jahrzehnte-Projekt. Ich bin gut, lasst euch nicht von diesem Blog täuschen. Verflucht gut.



Donnerstag, 28. Juni 2012

Zurück in die Zukunft

So lange, kein Wort. Ich sitze fest in diesem Boot voll provisorisch gestopfter Löcher. Verlernt zu lieben mit voller Leidenschaft. Von ein auf den anderen Tag schien alles wie weggeblasen. Meine Tage vergeude ich mit Geplauder und Dies und Das. Manchmal weiß ich nicht genau was ich tun soll. Den Abrutsch in die Depression habe ich irgendwie geschafft. Aber jetzt bleibt da ein großes leeres Gefäß in meiner Brust. Wie eine Maschine spule ich Floskeln, Gesten und Liebe ab. Weil ich mich schuldig fühle, schrecklich schuldig. Aber innen ist Eiszeit. 

In weniger als einem Monat heiratet meine Schwester. Sie ist der Hohn für all das was ich wollte und nun nicht mehr anstrebe: Geld, Karriere und Familie. Hauptsache sie ist glücklich.

Mein Bruder lieh mir sein Auto für 2 Wochen. Jetzt ist der Schneekratzhandschuh vom Kofferraum zerschmettert. Ich bin mir nicht sicher ob ich das war. Wegen so einer Lapalie fühle ich mich schuldig, weil alles hätte perfekt ablaufen müssen. 

Ich habe nur noch einen einzigen Freund, der mich jeden Tag sehen will und mir innerhalb der letzten 3 Jahre 3 Mal seine Liebe gestanden hat und 100 Mal die "Warum nicht ich?"-Frage gestellt hat. Er ist Jude und hat das heiratsgünstige Alter schon fast überschritten. Wenn er nächstes Jahr fertig ist mit seinem Studium wird er sich sofort eine Frau aus dem familiären Junggesellinnen-Katalog aussuchen. Natürlich nur bei gegenseitigem Gefallen. Er hat meine beinahe antisemitische Einstellung gegenüber Israel ziemlich auf den Kopf gestellt. Meine Eltern sind selbst vorgeprägt, sie lächeln über mich und fragen nur: "Wer hat dir das erzählt? Ach...dein jüdischer Freund." Ich bin manchmal noch skeptisch, aber ich sehe ein das ich falsch lag. Die Palästinenser haben mein Mitgefühl für ihr beschissenes Leben. Aber mehr auch nicht mehr. Allerdings gibt es noch viele Streitpunkte, die ich aber leid bin mit ihm zu diskutieren. Ich würde ihn gerne zu mir nach hause einladen, aber ich befürchte das mein Vater ihn in irgendeine Diskussion hineinzieht und er ein schräges Bild von meinen Eltern kriegt, die doch eher links und hypertolerant sind. 

Ach ich weiß auch nicht. Ich bin seit Monaten arbeitslos. Auf mich hat die Welt nich gewartet. Nach einem ekelerregenden Studium darf man sich doch die Frage stellen, wofür das alles. Früher habe ich mir immer gesagt: wenn du von dieser Erde gehst, dann mit einem Dipl.-Ing.-Titel. Aber jetzt will ich nicht mehr gehen.