Montag, 24. Juni 2013

Berichterstattung

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Die Welt ist für mich zu einem großen Mysterium geworden. 
Es folgt der Bericht über die Vorkommnisse des Wochenendes (falls es mir denn erlaubt ist, da die Katze immer dann kommt, wenn ich meinen Laptop auf dem Schoß halte und unaufhörlich ihren Kopf am Bildschirm reibt, meine Shirts kaputt kratzt und Liebe will):

Freitag:

Ex fährt zu seinem Freund nach Wien. Ich bekomme seinen Schlüssel. Zu 100% bin ich mir sicher, dass ER nicht kommen wird. Auch V. gibt mir ihren Schlüssel, da sie auch übers Wochenende wegfährt. Freitag vergeht, ich rufe ihn an, er geht nicht ran, später bekomme ich eine SMS darüber das er am nächsten Tag kommen wird. Ich rauche einen mit S. und gehe dann zu Bett. 

Samstag:

Der Tag vergeht sehr langsam. Wenn ich genauer überlege, weiß ich gar nicht so genau was ich gemacht habe. Eine Präsentation über Che Guevara für Ex' Berufsschulunterricht (eine Hand wäscht die andere), die mir klar gemacht hat das der arme Che in seinem Leben gar nicht so viel gemacht und auf die Reihe bekommen hatte, wie ich früher immer glaubte - aber die Idee mit dem "Übermenschen" ist schon ziemlich interessant, wenn auch nicht neu, aber gleichzeitig sehr ignorant was das eigentliche Wesen des Menschen ausmacht, nämlich das nie auszutreibende Böse - war zumindest eine Sache mit der ich mich für einige Zeit beschäftigte. (Jetzt hat die Katze gekotzt.)

Irgendwann schreibt er mir, er würde losfahren. Ich liebe solche Vorwarnungen die schön fristgerecht losgeschickt werden. Ebenfalls stieg ich also in das Auto, fuhr zum Wohnheim. Als er da war gingen wir spazieren. Meine Worte waren freundlich aber dennoch kam ich nicht drum herum ihm klar zu machen das er sich respektlos verhalten hatte. Wir einigten uns darauf (wie mit ihr abgesprochen) in V.'s Zimmer zu gehen. 
Seine Erklärungen für sein Verhalten waren übrigens sehr widersprüchlich, ich glaube mittlerweile er ist in dieser Hinsicht etwas gestört, vielleicht weil er zu lange allein war.

In ihrem Zimmer erzählt er mir dann das, was mich für die folgende Stunde lahm legen sollte und mich dazu verleitet eine Menge Bier meine Kehle hinunter zu schütten um diese Bilder aus meinem Kopf zu verbannen. Seine Ex-Freundin war nämlich eine Kommilitonin von mir, eine sehr unattraktive, charakterlich hässliche und miese Person (so habe ich sie kennengelernt), der nichts und niemand zu schade war um im Studium weiterzukommen. Er bestätigte dieses Bild, war jedoch ganze 6 Jahre mit ihr zusammen. Nebenbei erfuhr ich noch, dass sie magersüchtig war, ein ziemliches kaputtes Nervenbündel und untreu. Manchmal ist es echt witzig auf was für Menschen man mal neidisch war. Diesen ganzen Umstand hätte ich ja noch wegstecken können, ganz locker, obwohl ich wirklich nie gedacht hätte das er sich mit solchen Menschen abgibt.

Das absolut surreale folgte dann, während langsam Übelkeit an die Tür meines Magens klopfte und mein Mund sich entsetzt verzog. Es dämmerte mir so langsam und dann kam der Knall. Plötzlich wurde mir alles klar. Ich kannte ihn. Wir waren uns schon mal begegnet. Vor mehr als 5 Jahren war ich zu Gast bei seiner Ex mit zwei weiteren Kommilitoninnen. Wie ich mich erinnere lud ich mich selbst ein, aus Frustration und um ihnen die "Party" zu vermiesen (die keine war, weil diese Menschen so furchtbar langweilig und spießig waren). Ich erinnere mich lediglich an dieses Gefühl von Zerstörungswut, das mich (als eine eigentlich sehr friedvolle und stolze Person) damals zu solch einer Aktion trieb. Wir saßen da auf dem Balkon, tranken irgendein Getränk mit Eiswürfeln aus Beuteln, die seine Ex nur für diesen Anlass besorgt hatte. Mich überrascht die detailtreue meiner Erinnerung. Wenn ich jetzt noch wüsste, was wir getrunken haben...ich denke Tequila Sunrise, allerdings ohne richtige Grenadine. Ihr Freund saß also auch am Tisch und genau dieser Mensch verbrachte mit mir 24 h des letzten Wochenendes. Der Witz ist doch, er war mir so unsympathisch und er sah auch kein bischen so aus wie heute, ich hätte ihn nie im Leben wiedererkannt. Ich weiß noch wie ich damals dachte: "Haha wenigstens ihr Freund ist ein Witz..." und auch wie sie immer seltsame Geschichten von ihm erzählte, z.B. folgende: 
"Heute wollte ich mich mit meinem Freund auf dem Bahnhof treffen. Da sah ich plötzlich einen voll gutaussehnden Typen und als ich näher kam erkannte ich, dass dieser soooo gutaussehende Typ mein Freund ist." Schrecklich. Es war ein furchtbares Gelage und ich weiß nur das ich überhaupt keinen Anschluss fand, weil auch ihr Freund nur Antipathie ausstrahlte. Soviel dazu.

Ich war so perplex und damit beschäftigt mit einer Welle aus Bier diese schreckliche Vorstellung wegzuspülen, er könne sich daran erinnern, weil ich der festen Überzeugung bin das ich mich damals ziemlich peinlich benommen habe und scheiße aussah, das ich mir schwor ihm davon niemals zu erzählen. Außerdem war dieses Bild von ihm damals mit dem von heute so überhaupt nicht vereinbar, das mein Verstand leicht überfordert war. Eine Stunde lang dachte ich heftigst darüber nach einfach abzuhauen und diese Sache auf sich beruhen zu lassen. Dank Facebook wird mir diese Frau auch noch ständig als Freundin vorgeschlagen. Aber ich verliere langsam den Faden.

Sonntag

Bis um 8 Uhr morgens hörten wir Musik, immer abwechselnd zeigten wir dem anderen was uns gefällt, von Klassik bis Heavy Metal war alles dabei. Er ist übrigens ein ziemlich krasser Gitarrist. Ich trank 3 oder 4 Bier und war ziemlich betrunken. Er trank möglicherweise das doppelte, rauchte noch einen und ich frage mich warum man ihm weder das eine noch das andere anmerkte. Die meiste Zeit redete er und ich hörte zu. Irgendwann legten wir uns schlafen. Gegen 10 Uhr lief ich weg, fuhr die Katzen füttern (keine so gute Idee innerhalb der Probezeit)und kam nachmittags wieder. Wir lagen noch bis 20 Uhr rum, ziemlich fertig und dann kam Ex zurück und ich verabschiedete mich. Nachts überfiel mich ein klammes Traurigkeitsgefühl.

Weder er noch ich wissen wann wir uns wiedersehen werden.



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