Mittwoch, 26. Mai 2010

Vergebung

Ich möchte raus aus meiner Haut. Jemand anderes sein. Es ist doch schon längst vorbei, schon längst. So fremd ist er mir geworden. Früher da war er einsamer als ich, er hatte einen einzigen Freund den er ab und zu sah und sonst gabs nur mich. Manchmal wurde es mir zu viel aber ich habe ihn geliebt. Jetzt ist er Barmann, er kennt unglaublich viele, hat einen neuen besten Freund und darüber hinweg hat er mich vergessen. Er möchte das ich es ihm gleich tue. Die Menschen sind undankbar und grausam. In seinen tiefsten Stunden war ich da. Aber jetzt sind andere wichtiger. Der Spaß mit anderen ist wichtiger. Irgendwann wird ihn sein Leben einholen. Und dann wird er sich wünschen ich wäre da. Weil man vor seinem besten Freund nicht weinen kann. Und Selbstmitleid kommt bei Freunden sowieso nicht gut an. Ich möchte nur meinen Frieden finden. Ich möchte leben und wieder glücklich sein, ich zu sein. Ich möchte wieder stolz auf mich sein und wissen was mich ausmacht. Ich brauche keinen Weichei-Freund. Ich möchte einen richtigen Mann der für mich einsteht und mit Stolz geschwellter Brust neben mir steht. Er ist so unglaublich einfältig. Er glaubt die Lösung all meiner Probleme besteht darin irgendwelche lockeren Freundschaften zu knüpfen. Für ihn mag das ausreichen, jeden Tag rumzugammeln. Immer wenn mein Leben läuft, geht meine Beziehung kaputt. Jetzt wo ich kurz vorm Diplom stehe und mir objektiv betrachtet die ganze Welt offen steht, da entscheidet er sich für ein Leben ohne mich. Nein, ich korrigiere, mit mir aber wie ich in seinen Vorstellungen zu sein habe. Wie die Freundinnen seiner Freunde. Langweilig und bieder. Das bitterste ist das ich um ihn kämpfe, obwohl er mir das Herz aus der Brust gerissen hat. Das traurigste ist, das ich mich so klein mache vor jemandem der mich nicht mal annähernd verdient hat. Er hat alles kaputt gemacht, nicht ich. Schluss machen war die letzte Konsequenz. Ich werde mein Leben genießen und aufhören mich nach ihm zu richten. Für ihn zu kochen, für ihn dazu sein, für ihn herzuhalten und ihm beizustehen. Das hat er alles alles vergessen. Heute mache ich mir einen schönen Tag in einem Buchladen und danach Fußball. Morgen treff ich mich mit Freunden und Freitag ist Gruppentreffen. Samstag bin ich auf eine Geburtstagsparty eingeladen. Ich neige dazu in meinem Unverständnis hinterherzukriechen. Ich frage "warum?" und "wieso?" obwohl ich weiß das jede Antwort ein Strick für meinen Hals bedeutet und mich noch mehr davon überzeugen will das es besser so ist. Ich muss einfach akzeptieren. Und vergeben. Selbst den Dummen sollte man Vergeben. Nicht vergessen oder gut reden, aber vergeben. Egal was sie dir antun, tu es ihnen nicht gleich, sondern zeige ihnen wie es richtig geht. Was es bedeutet menschlich zu sein. Ich vergebe auch mir, dass ich so schwach bin, dass ich geritzt hab obwohl ich sowas lange hinter mir habe. Ich vergebe mir das ich all den Frust und Scheiß den andere Menschen an mir auslassen gegen mich richte. Wenn Max es von Mareike nicht richtig besorgt kriegt, ist das nicht mein Problem.

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