Sonntag, 9. August 2009

Rückblick

Damals auf der geschlossenen Station fragte ich meinen Vater, wieso er uns geschlagen hätte. Es war für mich ein unglaublicher Kraftakt meinem Vater eine solche Frage zu stellen. Aber dort in dem kahlen Zimmer, tagelang eingesperrt, hatte ich nichts mehr zu verlieren. Er war entsetzt, sagte etwas davon, dass er sowas niemals getan hätte. Und mir wurde so schlecht vor Wut. Einen kurzen Moment später ist er aus der Station gegangen. Im Laufe der Zeit auf Station habe ich ihm verziehen und verstanden das er niemals bewusst wahrgenommen hat, was er da eigentlich tut. Übrig bleibe ich mit meinen Schäden. Es gibt keine Schuldzuweisungen mehr, keine Wut, keine Vorwürfe. Aber es gibt da mich mit meinen Narben, meiner Lebensangst und meiner Sehnsucht nach Eltern, die für mich da sind. Eltern, mit denen ich über alles reden kann und deren Liebe ich täglich spüre. Es ist so als wäre man vor ein Auto gekommen und den Fahrer trifft keine Schuld, weil er einfach nicht ausweichen konnte. Man ist sein lebenlang ein Krüppel und dennoch fühlt man keine Wut auf den Autofahrer, man erträgt sein Schicksal stillschweigend.

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