Freitag, 19. Juni 2009

Der Tag beginnt schmerzhaft. Eine Kopfschmerztablette plus Wärmflasche später, empfinde ich den Zustand als Besserung. Das 1x1 als Gottesbeweis. 1x1=1. Die 1 macht aus nichts (0) die Zahlen, die Dinge. Alles besteht aus Zahlen. Meinen jetzigen Gemütszustand könnte man anhand einer Zahlenkombination ausdrücken. Vielleicht 8926848902 oder 10001111101010001.
Genau vor einem Jahr, kurz bevor ich versuchte mir das Leben zunehmen, ging es mir haargenauso. Nur die Umstände waren anders. Ich war allein. Mein Leben gestaltet sich als ein im Kreis fahrendes Freizeitpark-Fahrangebot. Seit einem Jahr versuche ich diesen Kreis zu durchbrechen. Es sah alles gut aus. Sehr gut sogar. Doch dann nahm alles rapide ab, ähnlich wie mein Kontostand.
Das störendste sind die Tränen. Monate früher, voll bis obenhin mit Anti-depressiva, jammerte ich darüber, dass ich nicht weinen könne. Und nun bricht die Sintflut aus. Ich suche Gott, aber er antwortet nicht mehr. Meine Therapeutin hat mich aufgegeben. Es sei denn...
Es sei denn ich werfe alles hin, verbrenne meine zu vielen Habseligkeiten und mache einen kompletten Neuanfang. Passend dazu lief gestern im Fernsehen etwas über "verlassene Eltern". Eltern, deren Kinder von einen auf den anderen Tag nicht mehr an den Telefonhörer gehen, ihre Nummer geändert haben oder einfach ohne Ankündigung den Wohnort gewechselt haben. Jahre vergehen ohne ein Lebenszeichen. Das ist alles verdammt reizvoll. Abgesehen von dem Schaden den ich damit anrichten würde. Nie zuvor hat mich diese Fluchtsehnsucht derart in die Ecke gedrängt. Raus aus der Enge, hinein in den Frieden. Ein Blick in mein nicht vorhandenes Sparbuch und ich schweige, lehne mich zurück und träume.

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