Montag, 17. Juni 2013

BBQ

Es geht abwärts. Die Nacht war eine Horror-Show.
Der gestrige Tag:

15:30 Uhr
Ich fahre kurz nach hause um meiner Mutter dabei zu helfen ein Youtube-Video über die Loreley herunterzuladen für ihren Schulunterricht. Es dauert dann doch viel länger als ich dachte. Um mir die Zeit zu vertreiben spiele ich Klavier. Chopin. Meine Hände zittern noch vom Weinexzess des Vortags. Meine Familie, Geschrei, ich halte es kaum aus, will zurück in mein Schloss. Wie können Menschen so sein. Ich fahre ab.
16:20 Uhr
Ich fahre zum Wohnheim. Hole den Grill vom Ex und seine Picknickdecke. Alles dauert und dauert. Eine Stunde später ist der Grill erst an. V. kommt. Wir unterhalten uns über die immer gleichen Themen. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, wenn ich nicht trinke, kann sie mich nicht leiden. Aber wenn ich trinke, kann ich mich meist nicht leiden. Außerdem muss ich noch fahren. Immernoch Probezeit. Fleisch über Fleisch wird mir aufgezwungen. Es schmeckt phantastisch, trotzdem zuviel. Dann kommt die Streunerkatze und legt sich zu mir, ganz eng. Ihr Fell ist verstaubt, aber sie sieht ausnahmsweise gut genährt aus. Schnurren.

18:00 Uhr
M. und seine chinesische "Freundin" kommen. Es wird eintönig. Mir fällt wieder auf wie anstrengend ich Menschen finde. Ich möchte mich zurücklege und schlafen. Ein Joint wäre auch nicht schlecht. Aber ich muss fahren. Mein Nudelsalat leert sich glücklicherweise. Früher als Kind war ich verliebt in Nudelsalat. Weil es den bei uns Menschen-mit-Migrationshintergrund nie gab. Jetzt langweilt er meinen Gaumen.

20:00 Uhr
Verdammt, wie gerne ich jetzt auch ein Glas Wein trinken würde. Der Grill ist aus. S. muss bald zu einem Meeting. V. langweilt sich mit mir offensichtlich. Es ist mir egal. Sie ist das Problem, nicht ich. Egal was man anspricht, sie hat aus Prinzip eine andere ausgelassene Meinung oder antwortet nur wortkarg. Die Chinesin ist wieder gegangen. Sie hat einen beneidenswerten Körper.

22:00 Uhr
S. ist endlich zurück. Meine Füße sind eiskalt. Wieder kann ich nur an etwas denken: Ob du antworten wirst. Ich schrieb dir nämlich heute vormittag, weil ich das Bedürfnis hatte dir mein "Fick dich" zu erklären. Hoffnungslos. Keine Antwort. Seit 2 Wochen kein Lebenszeichen. Ich möchte dich schlagen oder umarmen, ganz gleich. Ich hasse diese Sehnsucht. 

23:30 Uhr
Wir packen zusammen. Ich bin erschöpft, ich will nicht vom Ex wie eine Puppe herumgezerrt werden, wie eine Spaßpuppe. Ich sage ihm ich bin erschöpft. 3 Stunden Schlaf waren zu wenig. Mein Kopf wird bald in den Verzweiflungsmodus umschalten. S. und M. begleiten mich wie meine Bodyguards zum Auto. Ich fühle mich als hätte ich doch getrunken. Die Fahrt ist anstrengend. An der Ampel sehe ich im Rückspiegel meine Ex-Therapeutin mit ihrem Mann im Auto sitzen. Ich gebe Vollgas. Hoffentlich hat sie mich nicht erkannt. Warum schäme ich mich? Ich mag sie doch eigentlich. In meiner paranoiden Wahnvorstellung glaubt sie, ich hätte es geschafft: Ich in meinem eigenen Auto (not), fahre in meine eigene Wohnung (not), lebe mein unabhängiges tolles Leben (not) und bin geheilt.

0 Uhr
Ich erreiche das Haus meines Bruders. Beim Aufschließen der Tür rast der schwarze Kater durch den Spalt nach draußen. Er wird diese Nacht auswärts verbringen. Ich mache das Licht an und das erste was mein ausgelaugter Körper zu sehen bekommt ist Blut. Auf den weißen Fliesen Sprenkel, Tropfen, eine kleine Pfütze aus Blut. Denken, Denken, Denken. Katze + Kater = Blut. Bitte lass nichts passiert sein. Ich untersuche die Katze, sie spürt meine Unruhe und entwischt mir, wenn ich sie zu fassen versuche. Nichts. Der Kater draußen? Ich muss warten. Angst. Blut wegschrubben. Es ist angetrocknet und geht nur schwer weg. Ich taste mich in der Dunkelheit hinauf auf den Dachboden. Lege mich nackt ins Bett und versuche mich zu beruhigen. Meine Ablenkung ist eine weitere SMS. Wenn ich an etwas schönes denken will, dann an dich.
,,Eine Antwort bist du mir schuldig...grübeln macht krank...etc." Ich weiß bereits beim Eintippen, dass du mir nie antworten wirst. Wie schrecklich du mich finden musst. Ich finde mich selbst schrecklich. Augen zu.

Der nächste Morgen
Eine SMS. Nur vom Ex. Mein Kopf brummt. Alles tut mir weh. Kaffee. Herzleere. Ich fühle mich so elend. Ich muss zurück zu diesem Wonnegefühl. Heute nachmittag Zahnarzttermin mit meiner Oma. Sie ist unerträglich, ich möchte sie am liebsten nie wiedersehen. Sie erdrückt mich, sie macht mich krank. Genau wie alle anderen Menschen dieser Familie es auf die eine oder andere Weise tun.

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