Donnerstag, 28. Juni 2012

Zurück in die Zukunft

So lange, kein Wort. Ich sitze fest in diesem Boot voll provisorisch gestopfter Löcher. Verlernt zu lieben mit voller Leidenschaft. Von ein auf den anderen Tag schien alles wie weggeblasen. Meine Tage vergeude ich mit Geplauder und Dies und Das. Manchmal weiß ich nicht genau was ich tun soll. Den Abrutsch in die Depression habe ich irgendwie geschafft. Aber jetzt bleibt da ein großes leeres Gefäß in meiner Brust. Wie eine Maschine spule ich Floskeln, Gesten und Liebe ab. Weil ich mich schuldig fühle, schrecklich schuldig. Aber innen ist Eiszeit. 

In weniger als einem Monat heiratet meine Schwester. Sie ist der Hohn für all das was ich wollte und nun nicht mehr anstrebe: Geld, Karriere und Familie. Hauptsache sie ist glücklich.

Mein Bruder lieh mir sein Auto für 2 Wochen. Jetzt ist der Schneekratzhandschuh vom Kofferraum zerschmettert. Ich bin mir nicht sicher ob ich das war. Wegen so einer Lapalie fühle ich mich schuldig, weil alles hätte perfekt ablaufen müssen. 

Ich habe nur noch einen einzigen Freund, der mich jeden Tag sehen will und mir innerhalb der letzten 3 Jahre 3 Mal seine Liebe gestanden hat und 100 Mal die "Warum nicht ich?"-Frage gestellt hat. Er ist Jude und hat das heiratsgünstige Alter schon fast überschritten. Wenn er nächstes Jahr fertig ist mit seinem Studium wird er sich sofort eine Frau aus dem familiären Junggesellinnen-Katalog aussuchen. Natürlich nur bei gegenseitigem Gefallen. Er hat meine beinahe antisemitische Einstellung gegenüber Israel ziemlich auf den Kopf gestellt. Meine Eltern sind selbst vorgeprägt, sie lächeln über mich und fragen nur: "Wer hat dir das erzählt? Ach...dein jüdischer Freund." Ich bin manchmal noch skeptisch, aber ich sehe ein das ich falsch lag. Die Palästinenser haben mein Mitgefühl für ihr beschissenes Leben. Aber mehr auch nicht mehr. Allerdings gibt es noch viele Streitpunkte, die ich aber leid bin mit ihm zu diskutieren. Ich würde ihn gerne zu mir nach hause einladen, aber ich befürchte das mein Vater ihn in irgendeine Diskussion hineinzieht und er ein schräges Bild von meinen Eltern kriegt, die doch eher links und hypertolerant sind. 

Ach ich weiß auch nicht. Ich bin seit Monaten arbeitslos. Auf mich hat die Welt nich gewartet. Nach einem ekelerregenden Studium darf man sich doch die Frage stellen, wofür das alles. Früher habe ich mir immer gesagt: wenn du von dieser Erde gehst, dann mit einem Dipl.-Ing.-Titel. Aber jetzt will ich nicht mehr gehen.

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